"Entlastungsstraße" durch den Heidbrook in Wechloy
In Oldenburg-Wechloy erstreckt sich eines der wertvollsten Amphibiengebiete Nordwestdeutschlands. Es ist laut Gutachten würdig, Naturschutzgebiet zu sein. Dennoch plant die Stadt Oldenburg den Bau einer irreführend sogenannten Entlastungsstraße für ein neues Wohn- und Gewerbegebiet auf dem Fliegerhorst. Wenn diese Straße wirklich gebaut werden sollte, dann würde sie den Wald, die Wiesen und die Feuchtbiotope zerschneiden und dieses Gebiet und die Amphibienpopulation wären unwiederbringlich zerstört.
Die Informationen der Stadtverwaltung sind zu finden unter
Der BUND lehnt dieses Vorhaben ab.
Bisher haben wir in einem Bündnis in Oldenburg einiges gegen dieses Vorhaben unternommen.
https://wald-wasser-wiesen-retten.jimdosite.com
Auf der Website finden Sie auch einen Link zu einer Petition gegen diese Straße.
https://weact.campact.de/petitions/wald-wiese-wasser-wechloy
Wir konnten damit 2021 in kurzer Zeit über 5.000 Unterzeichner*innen gewinnen, die dem Oberbürgermeister Krogmann übergeben wurden.
Ausschüsse und Rat haben trotzdem für die bisherige Planung gestimmt.
Im Aufstellungssverfahren haben wir bereits eine Einwendung verfaßt, die unsere Bedenken benennt:
Einwendung gegen die Verbindungsstraße
(Bebauungsplan N-777 G ,Fliegerhorst-Entlastungstrasse)
1. Geplantes Prinzip der Verkehrsvermeidung wird durch die neue Trasse gefährdet
Leben und arbeiten in einem Stadtteil, „Smart City, Resilienz und Nachhaltigkeit“ sind Schlagwörter, die den neuen Stadtteil charakterisieren. Dazu gehört selbstverständ-lich auch Verkehrsvermeidung. Laut Begründung der Verwaltung soll die Trasse die „fehlende Tangential-Verbindung zwischen Alexanderstraße und Ammerländer Heerstraße ermöglichen“. Diesen Mangel teilt das zukünftige Gewerbegebiet Fliegerhorst mit den Gewerbegebieten anderer Stadtteile. Durch die strahlenförmige Anordnung der Hauptverkehrsstraßen in Oldenburg sind die Stadtteile sehr gut über den Auto-bahnring mit seinen zahlreichen Anschlussstellen miteinander verbunden. Der BUND kann nicht nachvollziehen, dass in dem neuen Stadtteil nun zusätzlich eine Verbindungstrasse notwendig sein soll.
2. Entwicklungsziele für das neue Wohnquartier sollten nachhaltig und zukunftsfähig sein
Die Begründung der Verwaltung, dass die „950 Wohnungen auf dem Fliegerhorst eine bessere verkehrliche Anbindung, sowohl für den motorisierten … erhalten“, überzeugt nicht. Wir sehen hier einen Widerspruch zwischen der Begründung für die Trasse und den Entwicklungszielen für das Wohnquartier, das auf diversen öffentlichen Veranstaltungen als ökologisch, verkehrsarm, mit Schwerpunkt auf Nahversorgung vorgestellt wurde. Der nicht-motorisierte Individualverkehr benötigt die Trasse ebenfalls nicht, er kann über den Brookweg an das Gewerbegebiet Wechloy angeschlossen werden.
3. Mangelhafte Prüfung der Möglichkeiten der „Trasse Null“
Die Begründung geht ferner davon aus, dass die Entwicklung des Fliegerhorst-Geländes für Gewerbe und Dienstleistungen ohne die Verbindungsstraße nicht möglich sei. Gebäude und Verkehrsflächen würden in natürliche Sukzession übergehen, sozusagen „wüst fallen“. Der BUND teilt diese Einschätzung nicht, vermisst die Prüfung von Alternativen sowohl zur Trasse als auch zur Null-Lösung. Unserer Meinung nach könnte die stark frequentierte Alexanderstraße entlastet werden durch Umsetzung vorhandener, nicht ausgeschöpfter Möglichkeiten:
- Anlage von P& R-Plätzen auf dem Fliegerhorst, evtl. auch Parkhäuser. Ziel: Einpendler und Stadtteilbewohner an der Stadtgrenze auf umweltschonende Fortbewegungsmittel umzuleiten. – In der Veröffentlichung „Green-City-Plan Oldenburg“ wird der Nordwesten Oldenburgs nicht berücksichtigt.
- Attraktivitätssteigerung des ÖPNV: Preis, Taktung, Sauberkeit, Bequemlichkeit, Fahrplan-Zuverlässigkeit entscheiden über die Wahl des Verkehrsmittels. Solange ein Parkplatz im Zentrum billiger ist als ein Busfahrschein und die Hauptlinie auf der Alexanderstraße nur im 30-Minutentakt fährt, gibt es keinen Anreiz für Autofahrer, umzusteigen.
- Rad- und Gehwege ausbauen. Die meisten Radwege in Oldenburg sind in einem schlechten Zustand. An der Alexanderstraße sind sie am schlechtesten. Auf die rasante Zunahme der Pedelecs ist die Stadt nicht vorbereitet. Trotz guter Einzelmaßnahmen: ein Radverkehrskonzept ist nicht erkennbar.
Bei der Berechnung des zukünftigen Verkehrsaufkommens sind demografische Entwicklungen zu berücksichtigen, die in der Begründung der Verwaltung fehlen:
4. Mangelhafte Berücksichtigung der zukünftigen städtischen Entwicklung
Auch Oldenburgs Bevölkerung altert. Ab etwa 2030 nimmt die Zahl der Berufstätigen ab und die der Rentner zu. Die Verkehrsdichte wird eher gleichmäßig über den Tag verteilt, die jetzigen Belastungsspitzen in den Morgen- und Abendstunden werden flacher. Überdies sind die Wohnquartiere auf dem ehemaligen Fliegerhorst durch eine gute Infrastruktur verkehrsarm geplant: Einkaufen, Dienstleistungen, Kita, Schule … Erholung, Freizeit. Die Anlässe, das Auto zu benutzen, werden geringer sein als in manchen anderen Stadtteilen. Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie zu einem digitalen Innovationsschub geführt und den Arbeitsalltag verändert hat. Viele Fahrten entfallen durch Home-office, Video-Konferenzen u.a..
5. Gewerblicher Verkehr ist gut angebunden mit der A 28
Der Begründungstext geht davon aus, dass der größere Teil des gewerblichen Verkehrs über die Trasse abgewickelt wird.
Die bevorzugte Trasse 5 mündet auf die Ammerländer Heerstraße, eine verkehrsreiche Ausfallstraße. Um auf die Autobahn zu gelangen, führt der Weg entweder in Richtung Westerstede durch Ortschaften mit Tempobegrenzung und mehreren Ampeln zur Auffahrt Neuenkruge oder zur Auffahrt Wechloy über die vorhandene Ampelkreuzung in Richtung Westkreuz. Im letzteren Fall werden die Verkehrsströme von der Alexanderstraße innerhalb der Stadtgrenzen über die Verbindungsstraße auf die Ammerländer Heerstraße und die A 28 bis Westkreuz umgeleitet. Die Staus werden zunehmen. Wir sehen in der Trassenlösung keinen entscheidenden Vorteil gegenüber der jetzigen Möglichkeit, an der Auffahrt Bürgerfelde auf die A 28 zu gelangen.
6. Berücksichtigung der Stadtteilbahnhöfe für zukunftsfähige Verkehrskonzepte
Wir vom BUND lehnen aus diesen Gründen jede Variante einer Verbindungsstraße ab und fordern zukunftsfähige Verkehrskonzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Statt neue Straßen zu bauen, die noch mehr umwelt- und klimaschädlichen Verkehr erzeugen, sollte Oldenburg ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept entwickeln, das auch die stillgelegten ehemaligen Stadtteilbahnhöfe einschließt.
Sabine Reimer für den BUND Oldenburg