Unser Hof Wendbüdel
Gemeinsam für eine gesunde Landwirtschaft

Der Hof Wendbüdel umfasst ca. 150 Hektar Feuchtgrünland.
Die Idee: Der BUND Niedersachsen hat 2002 den Hof Wendbüdel in Prinzhöfte südlich von Delmenhorst gekauft, um hier wirtschaftlichen Naturschutz zu betreiben. Traditionelle Kulturlandschaft und Feuchtgrünland sollen erhalten werden, ohne dass die dafür erforderlichen Maßnahmen ein ständiges Zuschussgeschäft sind. Vom Hof Wendbüdel aus werden auch Flächen des BUND, des NABU und der Stadt Oldenburg auf Oldenburger Stadtgebiet im NSG Bornhorster Wiesen und im Moorplacken bewirtschaftet.
Naturschutzarbeit in Oldenburg
Bewirtschaftung von großen Bereichen der Bornhorster Huntewiesen und des Oldenburger Moorplacken durch den BUND- Hof Wendbüdel
Das Naturschutzgebiet (NSG) Bornhorster Huntewiesen ist das letzte großflächige, nicht flurbereinigte Grünlandgebiet in der Niederung der unteren Hunte. Der naturschutzfachliche Wert des Gebietes umfasst dabei die Kombination aus der Vielfalt an sehr wertvollen Biotopen, einer artenreichen Flora und Fauna, der Bedeutung als Lebensraum für Wiesenvögel sowie der kulturhistorischen Entstehung und Bedeutung des Gebietes.
Wiesenvogelschutz
Aufgrund der hohen Bestandsdichte naturraumtypischer Vogelarten ist der Grünland-Graben-Komplex in der Hunteniederung mit seinen feuchten bis nassen, periodisch überfluteten Grünlandflächen sowie Kleingewässern u. a. ein Brutgebiet nationaler Bedeutung und im ökologischen Zusammenhang mit den östlich angrenzenden Flächen des NSG Moorhauser Polder ein Rast- und Überwinterungsgebiet von internationaler Bedeutung für Wasservögel. Die Bornhorster Huntewiesen sind ein wichtiger Teil des seit 1983 bestehenden Europäischen Vogelschutzgebietes V 11 Hunteniederung, insbesondere weisen sie eine sehr hohe Bedeutung für den Schutz wiesenbrütender Watvögel (Limikolen) auf.
Höhenverhältnisse
Das Naturschutzgebiet Bornhorster Huntewiesen weist in den Grünlandbereichen insgesamt nur geringe Höhenunterschiede auf. Die höchsten Bereiche befinden sich im Westen des Gebietes (Geestbereich) und weisen eine maximale Geländehöhe von ca. 5,6 m NHN, die tiefer gelegenen Bereiche im Nordosten des NSG liegen bei 0,00 m NHN bis - 0,30 m NHN. Durchschnittlich liegen die Grünlandflächen der Bornhorster Huntewiesen auf einer Höhe von ca. 0,35 m NHN. Es besteht ein in Teilen engmaschiges Grabensystem von insgesamt ca. 63 km Länge;
Geologie
In der Bornhorster Hunteniederung befinden sich die geologischen Landschaftselemente Geest, Marsch und Moor. Der nördliche Bereich der Huntewiesen liegt im Niedermoorbereich, welcher nördlich außerhalb des Gebietes an geologisches Hochmoor angrenzt. Im Süden der Huntewiesen besteht entlang der Hunte ein Band aus fluviatilen Gezeitenablagerungen (Sedimente, die von fließendem Wasser transportiert und abgelagert werden / Marsch) und die höher gelegenen Flächen um die Ortschaft Klein Bornhorst können der Geest zugeordnet werden.
Wassermanagement
Am Geestrand ist eine Quelle vorhanden, die zwei Teiche speist. In den Herbst- und Wintermonaten sind die tiefer gelegenen Grünlandflächen regelmäßig bei hohen Niederschlagsmengen flach überschwemmt. Der angrenzende Moorhauser Polder wird hingegen in den Wintermonaten aktiv angestaut, um als Lebensraum für Wasservögel zur Verfügung zu stehen.
Die hydrologische Situation im Naturschutzgebiet Bornhorster Huntewiesen ist geprägt durch die Nutzung als Hochwasserpool für die Stadt Oldenburg. Dabei kommt es nur unter der Randbedingung sehr hoher binnenländischer Abflüsse bei gleichzeitiger Schließung des Huntesperrwerks in Elsfleth zu einer Flutung. Aus diesem Grund wird der Hochwasserpolder nur selten beansprucht. Die Bornhorster Huntewiesen sowie Teilflächen der westlich gelegenen Donnerschweer Wiesen werden über das Ohmsteder Siel entwässert. Mit dem Bau eines ergänzenden Stauwehres im Pandsgraben sowie den Bau von Abtrennbauwerken an den Verbindungsgewässern und Vorflutern wurden 2013 die Voraussetzungen für die naturschutzfachliche Optimierung der Wasserstände in den Bornhorster Huntewiesen geschaffen. Der Wasserstand dort kann seitdem unabhängig vom Betrieb des Ohmsteder Siels und von der Wasserhaltung in den westlich der BAB 29 angrenzenden Donnerschweer Wiesen geregelt werden.
Boden- und Klimaschutz
Der Großteil der im Gebiet vorhandenen Böden wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als „Kohlenstoffreiche Böden mit Bedeutung für den Klimaschutz“ eingestuft. Diese Böden weisen gemäß dieser Einstufung ein mittleres bis hohes Potenzial zur Verminderung von klimaschädlichen Treibhausgasemissionen auf. Großflächig offene Niederungslandschaften mit Grasfluren entstanden erst durch die Nutzung als Mähwiesen und Weiden und sind in dieser Folge als Kulturlandschaft zu bezeichnen. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten sowie des Grund- oder Stauwassereinflusses sind die Bornhorster Huntewiesen geprägt von nahezu gehölzfreien, sehr wertvollen feuchten und nassen Grünlandflächen mit integrierten kleinflächigen Röhrichten, Sümpfen und feuchten Hochstaudenfluren sowie zahlreichen artenreichen Gräben und Kleingewässern. Diese Landschaftselemente sind Lebensraum sowohl gefährdeter Pflanzen- und Vogelarten als auch Habitate gefährdeter Fledermaus-, Fisch-, Amphibien-, Reptilien-, Libellen- und Heuschreckenarten sowie weiterer wirbelloser Organismen.
Schutz der Biodiversität
Die im Rahmen von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen angelegten naturnahen Grabenaufweitungen und Blänken tragen zum Schutz und zur Entwicklung dieser gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, gefährdeten Biotoptypen sowie zur Erhaltung der Biodiversität und der besonderen Eigenart und Schönheit des Gebietes bei. Der Großteil der im Bestand gefährdeten Pflanzenarten in den Bornhorster Wiesen ist an Gewässer oder an Feucht- und Nasswiesen gebunden. Um sie zu erhalten und zu entwickeln, müssen sie in bestimmten Zeitfenstern landwirtschaftlich bewirtschaftet werden.[1]
Extensive Bewirtschaftung unter zahlreichen Auflagen
Notwendig ist eine extensive, bodenschonende Bewirtschaftung bei möglichst hohen Gebietswasserständen und die Förderung des Artenreichtums der Wiesen und Weiden als Brut-, Rast- und Nahrungshabitate insbesondere für die große Anzahl der vorkommenden Vogelarten. Anderenfalls würden Pflanzen wie Flatterbinse oder Rohrglanzgras dominieren, die Blütenpflanzen nach und nach zurückgehen und die Flächen verbrachen.
Der BUND-Hof Wendbüdel ist ein seit 2003 nach EU zertifizierter landwirtschaftlicher Ökobetrieb. Ein Betriebsleiter bewirtschaftet mit seinem Mitarbeiter unter Einsatz moderner Maschinen, erfolgreich ca. 150 ha Feuchtgrünland in den Bornhorster Wiesen und den Oldenburger Moorplacken.
Für die landwirtschaftlichen Bewirtschaftung bestehen zahlreiche konkrete Regelungen, die sich aufgrund der unterschiedlichen Bodentypen und Höhenlagen der Flächen unterscheiden. Eine übergeordnete Rolle spielt dabei der Hochwasserschutz, keinesfalls darf der Deich beschädigt werden. Aus diesem Grund muss die gesamte Ernte zwingend jeweils bis zum 1. November von den Wiesen entfernt worden sein.
Die Naturschutzauflagen sind ebenfalls vielfältig und flächenbezogen, es gibt zahlreiche Auflagen, die zum Bezug von Erschwernisausgleichs-zahlungen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes eingehalten werden müssen. Darüber hinaus müssen die Regelungen der bestehenden Schutzgebietsverordnungen streng eingehalten werden. Die Wiesen dürfen nur wenig gedüngt und nur zwei Mal im Jahr gemäht werden.
Grundsätzlich gilt für die vom BUND bewirtschafteten Flächen, die 1. Grünlandmahd ist ab dem 15.06. des Jahres zulässig. Eine frühere Mahd ab dem 01.06. des Jahres kann jedoch in Abhängigkeit vom Brut- und Aufzuchtgeschehen mit vorheriger Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde erfolgen. Die zweite Mahd im Jahr erfolgt kurzrasig Ende August bis Ende September. Die Kurzrasigkeit bezweckt für den Naturschutz eine Erhöhung der Artenvielfalt durch vermehrte Lichtkeimer im Frühjahr und einen höheren Bruterfolg der Wiesenbrüter.
Eine Mahd erfolgt entweder von innen nach außen oder auf schmalen Flurstücken streifenförmig von einer Seite zur anderen und nur zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Das Mähgut (Landschaftspflegeheu) wird in Form von Rundballen vollständig abgefahren und in der BUND-eigenen Biogasanlage vergärt.
Die durch den BUND Hof Wendbüdel bewirtschafteten Flächen werden nicht beweidet, sondern gemäht. Eine grundsätzlich mögliche Beweidung im Naturschutzgebiet Bornhorster Huntewiesen darf ausschließlich mit Rindern erfolgen; andere Weidetierrassen werden nur nach Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde zugelassen. Die zulässige Beweidungsdichte von maximal zwei Weidetieren / ha wird bis zum 21. Juni eines jeden Jahres für die nicht überschritten. Lediglich in der Nähe der Höfe werden Ausnahmen zugelassen.[2]
Abschließend bleibt festzustellen, die Bewirtschaftung von Nassgrünland in einem der wichtigsten Vogelschutzgebiete für Wiesenvögel in Niedersachsen, stellt im Spannungsfeld von Rechtsvorschriften, Naturschutzauflagen und Wasserständen eine große Aufgabe und Herausforderung dar.
Lest zu dem Thema gerne auch unseren Artikel zum europäischen Netz Natura 2000.
Quellen:
Begründung zu Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bornhorster Huntewiesen" im Gebiet der kreisfreien Stadt Oldenburg (Oldb.) und der Stadt Elsfleth im Landkreis Wesermarsch - (Entwurf)
Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bornhorster Huntewiesen" im Gebiet der kreisfreien Stadt Oldenburg (Oldb.) und der Stadt Elsfleth im Landkreis Wesermarsch (Entwurf)
[1] Vgl. Begründung zur Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bornhorster Huntewiesen"
[2] Vgl. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bornhorster Huntewiesen"
Mehr Infos: www.bund-ol-sued.de/hof-wendbuedel
Aktionstage auf dem Hof
Ernte, Lehmputz- oder Frühjahrsarbeiten ...
Einmal im Monat fahren wir zum Hof Wendbüdel und packen mit an. Im letzten Winter wurden in der Scheune Wände mit Lehm verputzt. Im Spätherbst unterstützten wir bei der Apfelernte und bei der Heckenpflege. Helfen bei einer guten Sache und gleichzeitig noch einiges lernen!